Der Ortsteil Escherwiese


Ortsteil Escherwiese Teil1

Die Escherwiese liegt einen knappen Kilometer nordöstlich von Kurtscheid, umrahmt von Wäldern,Wiesen und Hängen, die hinunter ins Fockenbachtal führen.

Flurbezeichnungen wie die Kalte Birke (kahleBirk), Hundstal (Hondsdall), Bunsenhorn, oder Habbach (Hobich) gehören zur Escherwiese und dürftenvielen von Ihnen bekannt sein.

Woher der Name Escherwiese stammt, ist nicht genau überliefert. Es gibt Vermutungen, dass es vorlanger Zeit ein großes Feuer gegeben haben soll, das die großen Wiesenfelder in Asche gelegt hat. Eineandere Theorie wurde vom Dorfpfarrer und Chronisten Johann Boden notiert, nach der die dortigen Wiesenfelder mit Eschenbäumen bepflanzt waren.

Im Bericht einer Landvermessung aus dem Jahre 1660 wird von einer Gemarkung „Escherwiese" gesprochen. Von einem Gehöft auf der Escherwiese war in diesem Bericht noch nicht die Rede. Sicher belegt ist die Existenz von mindestens 2 Höfen auf der Escherwiese im Jahre 1758, die des Caspar Fischer und des Simon Hermann, in dessen Stadel der Fresshafer- „Zehnte" für die Herren der Neuerburg gesammelt und gelagert wurde. Die Escherwiese war also von jeher landwirtschaftlich geprägt.

Der o.g. Simon Hermann wurde 1735 schon auf der Escherwiese geboren. Er war Sohn von Mathias Hermann (*1703 in Kurtscheid) und Sophie Katharina (geb. Kehs, *1707). Simons Großvater Appolonius Hermann (geb. um 1670) hat Lebzeiten in Kurtscheid gewohnt. Wir können also davon ausgehen, dass Mathias Hermann um 1730 seinen Hof auf der Escherwiese errichtet hat.

Simon Hermann heiratete 1759 Frau Katharina Kleuser, geb. 1742. Aus dieser Ehe gingen 6 Kinder hervor. Der älteste Sohn, Johann Peter Hermann, wurde 1779 geboren. Er heiratet 1805 Frau Magdalena Weber, geb. 1781 in Roßbach. Auch aus dieser Ehe gingen 6 Kinder hervor. Dies ist in sofern interessant, da die beiden die „Stammväter" der beiden heute noch auf der Escherwiese lebenden Familien Hermann und Weingarten sind.

Fünf Höfe um 1855
Im Jahre 1855 hat es schon fünf Höfe und Häuser auf der Escherwiese gegeben.

Ortsteil Escherwiese Teil2

Hof des Wilhelm Hermann I, heute Paul und Klaus Weingarten

Wilhelm Hermann I (*1819, Sohn von Johann Peter Hermann) war Vater von AntonHermann (*1868), Großvater von Helene (Lenchen) Weingarten geb. Hermann (*1902),Urgroßvater von Paul Weingarten (*1933), Ur-Urgroßvater von Klaus Weingarten (*1961). Von diesem Haus existiert noch die originale Baugenehmigung aus dem Jahre 1849! Bemerkenswert ist die Tatsache, dass das Fachwerkhaus, das 1849 errichtet wurde, vorher in Rengsdorf gestanden hat.

Es wurde in den 1960er Jahren abgetragen und durch das heutige Weingartens Haus ersetzt. Klaus Weingarten führt auch heute noch den landwirtschaftlichen Betrieb im Nebenerwerb weiter.

(Das Foto wurde um 1909 aufgenommen, in der Tür stehend Elisabeth Hermann geb. Reuschenbach *1827, rechts daneben Anton Hermann mit Frau Margarethe und fünf ihrer sieben Kinder)

„Kleins Haus"

Das Kleins Haus, das zwischen heute Weingartens Haus und Hermanns Haus gestanden hat. Es brannte nieder, vermutlich wegen Brandstiftung. Von diesem Haus sind keine Spuren mehr zu erkennen. Die Abbildung weiter unten zeigt einen Federstich von Herrn Bremm aus dem Jahre 1978,abgezeichnet von einem Aquarell der Frau Linkenbach, das sie um 1947 gemalt hat.

Kains Haus

Hof des Johann Hermann, heute Rudolf und Bernd Hermann

Johann Hermann (*1822, Sohn von Johann Peter Hermann) war Vater von Wilhelm Hermann III (*1854), Großvater von Josef Hermann (*1898), Urgroßvater von Rudolf Hermann (*1928), Ur-Urgroßvater von Bernd Hermann (*1959). Dieser Hof steht an gleicher Stelle auch heute noch. Der Bruchsteinkeller des Wohnhauses von Bernd Hermann dürfte um 1730 entstanden sein.

Die Mauer des Kellers ist an der dicksten Stelle ca. 160cm stark. Das Haus auf der Federstichzeichnung wurde um 1900 erbaut und ersetzte das erste Haus, das an dieser Stelle stand. In den 40er bis 70er Jahren des 20. Jh. wurde einige Male um- und angebaut. Seit 1983 sieht das Haus so aus wie heute. Das frühere Stall- und Scheunengebäude wurde 1995 zum Wohnhaus von Rudolf und Margarete Hermann umgebaut.

Die alten, 1m dicken Bruchsteinmauern des Stalls blieben dabei erhalten. Die Balken des Fachwerks der alten Scheune wurden konserviert und zieren heute die Fassade des neuen Wohnhauses.

„Wittlichs Hof"

Aus diesem Hause stammte Anneliese Gersthahn (geb. Wittlich), Tochter von Johann und Gertrud Wittlich (geb. Hermann, *1892), Enkelin von Wilhelm Hermann III (*1854). Anneliese war verheiratet mit Wilhelm Gersthahn (Dor Willi) und ist Mutter von Bruno, Hermann-Josef und Ludwig Gersthahn sowie Lucia Preilowski. Wann und von wem dieses Haus errichtet wurde ist allerdings unklar. Es dürfte aber zu den ältesten Häusern Kurtscheids gehören.

Der kleine Kellerraum im Haupthaus ist ebenfalls aus Bruchstein gemauert und hat noch einen Lehmboden. Im Nebengebäude, das 2003 abgetragen wurde, war der Backes und die Waschküche untergebracht. Außerdem gibt es dort auch heute noch einen Brunnen. Leider ist das Haus heute in einem unbewohnbaren Zustand. Seit dem Jahr 2000 befindet sich der Hof im Besitz von Bernd Hermann. (Das Foto zeigt Wittlichs Hof im Jahr 2011)

Wittlichs Hof

„Hüwwels Pitter Haus"

Wann und von wem das Haus gebaut wurde, ist unklar. Von diesem Haus existierte bis in die 1960er Jahre nur noch das Kellerloch, in dem Gartenabfälle entsorgt wurden. Heute steht dort das Hauptgebäude der Baumschulen Hermann.

Der zweite Weltkrieg

Die Escherwiese hatte das Glück, im zweiten Weltkrieg kaum einen Treffer erlitten zu haben. Währenddes Übergangs durch die Amerikaner im März 1945 saßen bis zu 23 Menschen im Keller von Josef Hermann.Zeitzeuge Rudolf Hermann berichtet, wie eraus dem Kellerloch amerikanische Panzer durch den Garten fahren sah. Kurz darauf fanden Josef und Rudolf 20 tote deutsche Soldaten im Honnefelder Holz (im Aufsprung) und auch einen toten amerikanischen Soldaten, auf dessen Marke der Name „Alpha B.Lynn" eingraviert war.

Der Strafzettel

Aus dem Fundus alter Dokumente, die sich im Besitz von Paul Weingarten befinden, gehören auch einige Strafzettel aus dem 19. Jahrhundert. So protokollierte der Waldwärter Gans am 30. Januar 1884 den „Diebstahl" von Reisig und Laub, das von Frau AnnaMaria Hermann (Schwester von Lorenz und Anton Hermann) zwecks Nutzung als Streu für den Stall gesammelt wurde. Aus diesem Grund musste ihr Vater (Wilhelm Hermann III) nach Neuwied, um 4,70 Mark in die königliche Gerichtskasse einzuzahlen. Alternativ hätte ein Tag im Gefängnis zur Abgeltung derStrafe gedroht.

Strafzettel

Entwicklung der Infrastruktur

Im Jahre 1926 wurde die Escherwiese an das Stromnetz angeschlossen. 1957 erfolgte der Anschluss an die kommunale Wasserversorgung. Die Straße zur Escherwiese wurde in den 60er Jahren zum ersten Mal befestigt. In den 60er und 70er Jahren des 20. Jahrhunderts herrschte reger Baubetrieb auf der Escherwiese, sodass die Escherwiese heute 17 Wohnhäuser und ca. 40 Einwohner hat. 2003 bekam die Escherwiese eine eigene Pflanzenkläranlage und alle Häuser wurden mit großem Aufwand an diese angeschlossen. Im gleichen Zuge wurde die komplette Straße erneuert. Somit war die Escherwiese, als letzte Siedlung in der Verbandsgemeinde Rengsdorf, an die öffentliche Abwasserentsorgung angeschlossen.


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Kurtscheid ist die höchtgelegene Gemeinde im Kreis Neuwied mit 400 m (NN) und liegt inmitten des 446 qkm großen Naturpark Rhein-Westerwald auf einer für den Niederwesterwald typischen welligen Hochfläche.

Kurtscheid im Naturpark Rhein-Westerwald

Kurtscheid im Naturpark Rhein-Westerwald
Kurtscheid im Naturpark Rhein-Westerwald