Die Schul-Geschichte Kurtscheids


Schulentwicklung Teil1

Schulchronik
Oktober 1872: Das preußische „Ministerium der geistlichen , Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten" verfügte das Anlegen einer Schul- und Gemeindechronik in Dörfern und Städten durch die Volksschullehrer. In Kurtscheid wurde sie geführt seit 1883 von Lehrer Jakob Peter Kern, der auch geschichtliche Daten aus der Vorzeit zusammengetragen hatte und in der Chronik niederschrieb. Mit anderen geschichtlichen Unterlagen ergibt sich ein zuverlässiges Bild über die Kurtscheider Schulgeschichte.

Zu Zeiten der Reformation scheint im gesamten Kirchspiel Rengsdorf nur ein einziger Lehrer gewesen zu sein.

In unseren ländlichen Gegenden gab es nur die „Winterschule", denn in den anderen Jahreszeiten mussten die Kinder in der Landwirtschaft - dem praktisch einzigen Broterwerb - mitarbeiten. So auch in Kurtscheid bis 1827.

Von 1795 bis 1823 besorgte Bertram Boden den Unterricht.

Im Jahr 1823 folgte Lehrer Anton Fischer, ebenfalls wie sein Vorgänger ein Junge des Dorfes.

1834 wurde das erste Schulhaus (siehe Bild unten) im Oberdorf erbaut. Die Gemeinde zählte ca. 290 Seelen.

1. Schulhaus

Im Oktober 1838 wurde Lehrer Fischer nach einer Disziplinar - Untersuchung (Trunkenheit und andere mangelhafte Zustände an der Schule) durch die Fürstl. Wiedische Regierung entlassen und die „anderweitige Besetzung der Stelle durch ein würdiges Objekt" verfügt.

Am 3. Nov. 1837 kam Jakob Peter Kern, geb. am 17. Okt. 1814 zu Großmaischeid, als Lehrer. Er übernahm außerdem den Dienst des Küsters und des Organisten in der Kirche. Er verheiratete sich mit Katharina Boden aus dem Ort. Am 11. Juni 1886, nach 49 Dienstjahren an der Kurtscheider Schule, legte er sein Amt nieder.

Lehrer Straub
Am 1. September 1886 folgte Lehrer Hugo Staub, der aus München stammte. Er war und blieb Zeit seines Lebens Junggeselle.

Er gab einige Schriften heraus unter dem Pseudonym „Hugo von München". Er lebte in Kost und Logis in der Pension „Haus Wilhelmsruh" (Geschwister Maria und Sophie Klein). Hugo Staub war auch Patenonkel vom späteren Wirt Hugo Reuschenbach, dem Neffen der Geschw. Klein.

Im Jahr 1886 zählte die Schule 67 Kinder.

In seine Dienstzeit fällt auch Zeit des Wirkens des Pastors und späteren Prälaten Jakob Hubert Schütz, der für seine „Höhere Privatschule" bis 1893 den in der Schule eingerichteten Gemeindesaal nutzte. Das Schulhaus wurde im Jahr 1917 abgetragen.

Am 15. November 1899 wurde die neue Schule (siehe Bild links) im Unterdorf (heute Neue Str. 2) eingeweiht.

Am 2. August 1910 wurde die Kurtscheider Schule durch Verfügung der Kgl. Regierung zu Koblenz von der Schulinspektion Waldbreitbach abgetrennt und zur selbständigen Inspektion erhoben. Schulinspektoren waren von da an in der Regel die örtlichen Pfarrer (hier z.B. die Pfarrer Busch, Lellmann und Schäfer).

Hugo Staub starb am 20. Oktober 1912.

Schulentwicklung Teil2

Lehrer Fuhr
Ab 11. Mai 1912 übernahm Franz Fuhr, der aus Seesbach / Hunsrück stammte, die Stelle. Am 11. Februar wurde er zu Kriegsdienst einberufen. Die Vertretung übernahm Lehrer Krire aus Niederbreitbach und ab 22. April 1915 Frl. Schlicht. Am 18. August 1916 war Lehrer Fuhr wieder zurück, wurde aber ab dem 6. Dez. 1917 mit der Verwaltung der Schule in Harbach bei Niederfischbach beauftragt und deshalb von der Schulamtsanwärterin Sybilla Voosen (aus Bonn) vertreten.

Am 3. Jan. 1919 endete ihre Vertretung, da Lehrer Fuhr wieder zurück war.

Lehrer Straub
Ab 1930 wurde eine zweite Lehrerstelle eingerichtet und von Frl. Maria Stein (s. Bild links) aus Allenz bei Mayen besetzt. Am 1. Oktober 1933, nach 21 Jahren erfolgreichen Wirkens wurde Franz Fuhr nach Külz (Hunsrück) und später nach Waldalgesheim versetzt.

Am gleichen Tag folgte Lehrer Käfer, der schon nach 13 Monaten versetzt wurde.

Am 1.11.1934 trat Lehrer Wilhelm Udo Hürter an seine Stelle (s. Bild unten links). Vom Herbst 1934 an war auch Frl. Strohe (s. Bild unten Mitte) als Lehrerin an der Kurtscheider Schule tätig, und wurde am 1.10.1935 nach Engers versetzt. Am gleichen Tag kam Frl. Martha Ehlert (s. Bild unten rechts) als Lehrerin. Sie stammte aus Ostpreußen und hatte vorher fast 16 Jahre an der Schule in Engers gewirkt. Sie wohnte bis zu ihrem Ruhestand 1955 im Haus der Fam Menzenbach, Hochstr.47. Auch Frl. Stein schied aus und trat eine neue Stelle in Miesenheim an.

1939 wurden die kath. Volksschulen in „Deutsche Gemeinschaftsschulen" umbenannt, jeglicher Religionsunterricht verboten und Kreuze als christliche Symbole aus den Schulen entfernt.

Am 18. April 1939 wurde von Mitgliedern der NSDAP auch in der Kurtscheider Schule im Unterdorf (Neue Straße 2) das Kruzifix von der Wand genommen und aus der Schule entfernt, sehr zum Schrecken der Kinder und zur Empörung der Eltern.
Am 26. April 1939 waren es etwa 30 beherzte Kurtscheider Männer, die in ihrer Empörung und einer spontanen wie auch riskanten Aktion das eine Woche zuvor abgehängte Schulkreuz gemeinsam in die Schule zurück brachten.
In einem fast feierlich zelebrierten Zug, ähnlich einer Prozession, zogen sie mit dem Kreuz die Dorfstraße herunter und hängten es wieder an den gleichen Nagel an die Wand des Klassenzimmers.

Den Nationalsozialisten war dies jedoch ein Dorn im Auge und so wurden die Männer, die an der Aktion teilgenommen hatten, von der geheimen Staatspolizei (Gestapo) unterstützt durch die Gendarmerie am 29.04.1939 abgeholt und zur Vernehmung in den Schulkeller gebracht.
Es sollte bei den Verhören vor allem wohl die Urheberschaft seitens des damaligen Pastors Alfons Hoffmann bewiesen werden. Doch dies gelang nicht. Ein Teil der Männer wurden nach den überaus harten Verhören wieder freigelassen. Den drei Kurtscheider Männern, die durch die Gestapo als "Hauptschuldige" ausgemachte wurden, wurde am Landgericht Koblenz kurzerhand der Prozess gemacht und sie wurden zu 10 Tagen Gefängnisstrafe verurteilt, die sie im Gefängnis in Neuwied absitzen mussten. Danach wurden sie wieder frei gelassen.
Der Intervention der gemäßigten Waldbreitbacher Parteioberen war es zu verdanken, dass es keine schlimmeren Folgen hatte. Schlimme Drohungen hatte es genug gegeben.

Am 10. August 1940 wurde Lehrer Hürter an eine Mittelschule in Lissa (Posen) berufen und galt später als vermisst. Der Schulbtrieb, in der Zeit Ende 1944 / Anfang 1945 war wegen Fliegeralarm und Einquartierungen oft unterbrochen worden. Ab dem 5. März 1945 bis zum 1. Sept. des gleichen Jahres wurde er ganz ausgesetzt.

Am 1. September 1945 wurde der Schulbetrieb wieder aufgenommen, zunächst in einem Zimmer (links neben der Eingangstüre) der Pension Neumann.

Der pensionierte Lehrer Wilhelm Geusgen aus Köln unterstützte unentgeltlich die Frl. Ehlert bis zum September 1946. Die gesamte Schülerzahl betrug 84.

Im Dezember 1946 zog die Volksschule (wie sie jetzt wieder hieß) um zur Pension „Haus Wilhelmsruh" und verblieb dort bis November 1949.

Zum 1. Februar 1947 kam Junglehrer Mathias Friedrichs. Er wohnte und wurde beköstigt bei der Fam. Michael Becker, Hochstr. 35. Im Sept. 1948 wurde er an eine kath. Volksschule in Neuwied berufen.

Am 1. September 1947 trat Junglehrer Werner Kerber, der aus Reitscheid (Saarland) stammte, seine Stelle an der Kurtscheider Schule an.

Er wohnte bis zu seiner Verheiratung, wie auch sein Vorgänger, bei der Fam. Michael Becker.

In seiner Zeit gab es die Affären um das „Comenius-Internat" und er gewann den Prozess gegen den Internatsleiter „Dr. Eric-Maria Buechse", der in Wirklichkeit Erich Büchse hieß.

Schulentwicklung Teil3

Im November 1949, genau 50 Jahre nach ihrer Eröffnung, war die Schule im Unterdorf wieder soweit hergerichtet, dass der Unterricht dort fortgeführt werden konnte. Die Lehrerwohnung im ersten Stock war erst ein Jahr später fertiggestellt.

In den Jahren 1953/54 war die Lehrerin Frl. Ehlert derart mit Krankheiten geplagt, dass sie in den Ruhestand gehen musste. Sie zog nach Koblenz und starb dort am 6. März 1967.

Am 13. Februar 1956 kam als Lehrerin Frl. Maria Juchem, die aus Bassenheim stammte. Sie führte die Schule als Schulleiterin bis zu deren Schließung am 1. August 1973. Dann ging sie in den Ruhestand.

Zum 1. April 1956 wurde Lehrer Kerber nach Hammersten/Rhein versetzt. Danach wirkte er bis zur Pensionierung als Rektor an einer Schule in Bad Kreuznach. Er starb im Mai 2002.

Lehrer Schürholz
Gleichzeitig, am 1. April 1956 kam Junglehrer Winfried Schürholz (s. Bild links) aus Treis/Mosel, er heiratete am 27. Mai 1958 die Kurtscheiderin Ingeborg Hürter, die jüngste Tochter des ehema-ligen Lehrers Udo Hürter. Er leitete nach seiner 2. Lehrerprüfung die Oberstufe der Schule.

Am 29. Januar 1960 auf einer Bürgerversammlung sprachen Ortsbürgermeister Lorenz Becker und Amtsbürgermeister Josef Becker davon, dass ein Schulneubau unumgänglich geworden sei und ein Grundstück im „Weidenbruch" dafür schon bereitstehe.

Eine Mitteilung von Schulrat Hoffmann, dass daran gedacht sei, für die Kurtscheider Schule wegen des einzigen Schulsaales nur noch eine Lehrkraft bereitzustellen, war ein weiterer Grund, auf den Schul-Neubau zu drängen.

Am 11. November 1961 war die feierliche Grundsteinlegung der neuen Schule.

Am 2. April 1962 trat Junglehrer Joachim Brunz seinen Dienst hier an.Gleichzeitig wurde Winfried Schürholz an die kath. Volksschule Münstermaifeld versetzt.

Am 8. Januar 1963 war die Einweihungsfeier der neuen Schule im Weidenbruch. Die Baukosten waren 307.000,- DM.

Lehrer Becker
Am 25. Januar 1964 kam Rudolf Becker (s. Bild links) aus Oberlahr zur Schule in Kurtscheid: Es war seine erste Schulstelle. Lehrer Brunz wurde mit Wirkung zum 1. August 1964 an die kath. Volksschule in Vettelschoß versetzt.

Am 19. Juni 1965 fand eine Elternversammlung statt, in deren Verlauf von Seiten des Amtsbürgermeister Becker erstmalig von einer geplanten Mittelpunktschule in Waldbreitbach gesprochen wurde. In der Diskussion wurde die Mittelpunktschule grundsätzlich bejaht, jedoch wurden Bedenken laut wegen der gefährlichen Schülerbusfahrten auf dieser Strecke.

In einer zweiten Elternversammlung am 14. Dezember 1965 hatte eine Abstimmung nur noch eine „informative Bedeutung".

Für Waldbreitbach: 36 Stimmen Gegen Waldbreitbach: 6 Stimmen Enthaltungen: 10 Stimmen

1968, zum Beginn des neuen Schuljahres nach den Sommerferien, zählte die Schule 106 Kinder. Die Anforderung einer dritten Lehrkraft scheiterte wegen des allgemeinen Lehrermangels.

Die Schuljahrgänge 7 und 8 wurden seit dem 2. September 1968 in der Volksschule Waldbreitbach unterrichtet.

Schulentwicklung Teil4

Mit Wirkung zum 1. April 1969 wurde Lehrer Rudolf Becker an die inzwischen fertig gestellte Mittelpunktschule in Waldbreitbach versetzt. Später war er Rektor der Schule. Auch die Schüler der Oberstufe besuchten ab den Osterferien 1969 diese Mittelpunktschule. Die Kurtscheider Schule wurde zur Grundschule, in der die Kinder des 1. bis 4. Schuljahres verblieben. Das waren zur Zeit 68 Kinder.

Am 22. April 1969 nahm Frl. Karin Goldenberg ihren Dienst an der Kurtscheider Schule auf. Es war ihre erste Schulstelle und sie unterrichtete die Klassen 3 und 4 mit 30 Kindern.

Seit dem August 1970 nannte sich die Kurtscheider Schule nicht mehr „Kath. Bekenntnisschule", sondern „Christl. Gemeinschaftsschule".

Im Jahr 1972 wurden Pläne des Kreisschulamtes bekannt, die Grundschule Kurtscheid aufzulösen und in die zentrale, zweizügige Grundschule Rengsdorf einzugliedern. Gemeinderat und Schulelternbeirat formulierten heftige Proteste.

Am 13. April 1973 fand eine Elternversammlung statt mit dem Ziel eines Votums der Eltern, des Schulelternbeirates und des Gemeinderates zum gesetzlichen Anhörverfahren. Schulrat Anker stellte in seinem Referat die besseren Bildungsmöglichkeiten an voll gegliederten Schulen heraus.

In der geheimen Wahl stimmten alle 79 anwesenden Erziehungsberechtigten für die Erhaltung der Grundschule. Auch der Schulelternbeirat und der Gemeinderat sprachen sich einstimmig gegen die Auflösung der Schule aus.

Am 26. Juni 1973, während der Sommerferien erhielt die Schulleiterin die Mitteilung des Kreisschulamtes, dass die Grundschule Kurtscheid mit Wirkung zum 1. August 1973 aufgelöst sei. In einem ausführlichen Brief am folgenden Tag an die Eltern teilte Maria Becker diese Entscheidung mit. Damit schließt auch die Kurtscheider Schulchronik.

Das neue Schulhaus im Weidenbruch war also gerade 10 Jahre alt geworden und hatte schon ausgedient. Zwei Jahre später beschloss der Gemeinderat, das nun leer stehende Gebäude planerisch zu nutzen und in eine Art „Mehrzweckhalle" umzubauen und zu erweitern. Das geschah dann auch, und erstmals an Karneval 1977 bestand die neue Halle, die inzwischen den Namen „Wiedhöhenhalle" trägt, ihre Bewährung.


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Kurtscheid ist die höchtgelegene Gemeinde im Kreis Neuwied mit 400 m (NN) und liegt inmitten des 446 qkm großen Naturpark Rhein-Westerwald auf einer für den Niederwesterwald typischen welligen Hochfläche.

Kurtscheid im Naturpark Rhein-Westerwald

Kurtscheid im Naturpark Rhein-Westerwald
Kurtscheid im Naturpark Rhein-Westerwald